Ist unsere Art der Haltung für alle Pferde geeignet?

Bedauerlicherweise lautet die Antwort auf diese Frage NEIN.

Da wir es ja mit lebenden Individuen zu tun haben, müssen auch bei der Haltung die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Pferdes berücksichtigt werden.

Und ich als Stallbetreiber muss auf der anderen Seite die Bedürfnisse der Herde als Ganzes im Blick behalten. 

Die Pferde gehen täglich 10 Stunden auf die Koppel oder auf die Weide. Dort fressen sie Heu aus Raufen mit Futtersparnetzen oder Gras (oder knabbern an Bäumen und Sträuchern). Die Mengen, die sie dabei fressen, können wir nicht weiter beeinflussen. Was sie dann im Stall zu fressen bekommen, haben wir natürlich im Griff. 

Aber für Pferde mit Stoffwechselstörungen oder starkem Übergewicht ist eine Haltungsart mit mehr Kontrolle über die Futtermenge sinnvoller. 

Auch für Pferde mit Atemwegsproblemen gibt es besser geeignete Haltungsformen. 

Natürlich kann das Heu in der Box bedampft oder gewässert werden, das auf der Koppel aber nicht. Das Fressen aus Raufen mit Netzen ist für Atemwegserkrankungen eher kontraproduktiv.

Auch die Pollenbelastung auf der Koppel kann ein Problem darstellen.

Die Koppel und Weiden weisen jahreszeitlich und witterungsbedingt unterschiedliche Bodenverhältnisse auf: Mal matschig (ja, wir haben Matsch auf der Koppel!), mal hart, uneben, steinig. 

Und die Herde bewegt sich viel. Sie zieht vom Futter zum Wasser, zum Ruheplatz, in den Schatten, in die Sonne... Zwischendurch wird auch mal gespielt, Fellchen gekrault oder gestritten. 

Für Pferde mit Sehnenproblemen, Arthrose etc. kann das zu viel oder die falsche Bewegung sein. 

Hengste können natürlich nicht in einer gemischten Herde gehalten werden. Und die Haltung einzelner Pferde ausschließlich in der Box, sei es auch mit Paddock, entspricht nicht unserer Vorstellung von Pferdehaltung. 

Natürlich kommt es in einer gemischten Herde vereinzelt vor, dass der eine oder andere Wallach mal deckt, aber das geht dann meistens von der rossigen Stute aus.

Wallache, die ständig decken, gehören nicht in eine gemischte, sondern in eine reine Wallachherde. Die gibt es bei uns aber nicht.

Dauerrossige Stuten sorgen ebenfalls für Stress in der Herde, hier sollte die Ursache gefunden und behandelt werden, sofern möglich. Und die Stute in eine reine Stutenherde ziehen. 

Unsere Koppel, die Weiden und auch einige Paddocks sind mit Stromlitze eingezäunt und liegen an einer Bundesstraße. 

Pferde, die den Stromzaun nicht akzeptieren und möglicherweise die Herde freilassen, können wir aus Sicherheitsgründen hier leider nicht unterbringen.

Pferde, die nicht im Herdenverband aufgewachsen sind, haben manchmal Schwierigkeiten mit dem Leben in einer Herde. Wenn sie Pferden oder Menschen gegenüber aggressiv sind, beißen, treten, jagen, angreifen etc. sind sie nicht für die Haltung in unserer Herde geeignet. 

Manchmal entsteht merkwürdiges Verhalten stressbedingt und/oder vergeht auch wieder, aber dauerhaft aggressive Pferde haben oft einen Grund für ihre Verhalten, der gefunden und abgestellt gehört, sofern möglich. 

Aufgrund der Verletzungsgefahr für Mensch und Pferd könne wir solche Pferde aber hier nicht halten.