Dieses Jahr war ein arbeits- und ereignisreiches Jahr, deshalb melde ich mich nach einer laaangen Pause jetzt erst wieder zu Wort, mal wieder mit einem Thema, das mir sehr am Herzen liegt:
Eine Unsitte, die sich gerade einzubürgern scheint, ist es, Pferde auf dem Reitplatz frei laufen zu lassen, um ihnen Bewegung zu verschaffen. Nun rennen die meisten Pferd von sich aus vielleicht mal zwei bis drei Runden und stellen sich dann in eine Ecke. Aus diesem Grunde werden sie dann mit einer Longierpeitsche, einer Tüte an der Peitsche oder einen Regenschirm herumgescheucht, bis sie schwitzen.
Pferde brauchen Bewegung, das ist klar, allerdings gibt es da erhebliche Qualitätsunterschiede, die scheinbar nicht so ganz offensichtlich sind.
Aus meiner Sicht gibt es einige starke Argumente gegen das Herumscheuchen, nicht viele dafür, aber viele gute Alternativen:
Gegen diese Art, dem Pferd Bewegung zu verschaffen spricht:
- Das Fluchttier Pferd wird künstlich in den Fluchtmodus versetzt, das bedeutet unnötigen Streß für das Pferd.
- Die Fluchtgangart Galopp schadet dem Pferd nicht, solange es geradeaus rennen kann. Ein Reitplatz hat aber bekanntlich mehrere Ecken, die das Pferd in vollem Tempo in Schieflage und Außenstellung nimmt, also genau in der Haltung, die wir beim Longieren und Reiten zu vermeiden suchen, weil sie schädlich für Sehnen und Gelenke ist.
- Das Pferd lernt, vor der Peitsche davonzurennen, was sie als Hilfsmittel für sinnvolle Arbeit untauglich macht.
- Das Pferd lernt, vor Tüten und Regenschirmen davonzurennen, was für ein Gelände- und Freizeitpferd äußerst unpraktisch ist.
- Die gute, vertrauensvolle Beziehung zum Pferd wird untergraben, wenn nicht sogar zerstört, denn unsere in der Regel zahmen Pferde lernen von Anfang an, sich dem Menschen anzuschließen. "Rumscheuchen" ist ein Hardcore-Join-up ohne Happy End, denn bei einem korrekten Join-up wird das Pferd eingeladen, sich anzuschließen, sobald es dazu bereit ist. Beim "Rumscheuchen" wird es weitergescheucht, auch wenn es signalisiert, dass es genug hat. Und hinterher wundert Mensch sich, wenn das Pferd nicht kommt, wenn man es ruft!
- Der Reitplatz ist durch freilaufende Pferde und peitschenknallende Menschen blockiert.
- Der Boden sieht hinterher aus, als wäre eine Rotte Wildschweine über den Reitplatz gezogen.
Dafür spricht nur, dass der Mensch relativ untätig (außer Peitschen- oder Schirmwedeln) in der Mitte stehen kann, ohne sich Gedanken über adäquates Training machen zu müssen.
Sinnvolle Alternativen sind beispielsweise:
- Gymnastizierende Bodenarbeit an der Hand oder an der Longe, gerne auch durch oder über Hindernisse,
- Langzügelarbeit,
- Dualaktivierung an der Longe oder
- Longewalking,
- Clickertraining,
- Spazierengehen,
- Gelassenheitstraining,
- Zirkuslektionen oder Tricks
- oder auch Freiarbeit mit dem Pferd, hierbei liegt die Betonung aber auf MIT DEM PFERD!
Natürlich müsste Mensch sich dazu Gedanken machen, eventuell einen Parcour aufbauen (mit 4 Pylonen kann man schon einiges anstellen!) und sich selbst auch bewegen...
Wem Tips oder Ideen für abwechslungsreiches, pferdefreundliches Training fehlen, darf sich gerne an mich wenden!
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Miri (Dienstag, 17 Dezember 2013 09:13)
Sehr schön beschrieben! Du sprichst mir aus dem Herzen, vor allem mit Punkt 3 und 5. Meiner versteht das Laufenlassen nicht und ist immer völlig irritiert, wieso ich ihn wegschicke. Die Panik vor der Peitsche (wenn ich sie führe) hat er endlich überwunden. Bei anderen ist er noch skeptisch genug. Da jogge ich lieber mal nebenher, gehe spazieren oder ärgere ihn mit Handarbeit.
ulrike (Dienstag, 17 Dezember 2013 09:35)
Es kommt auf den verantwortlichen Menschen drauf an, ob das Laufenlassen auf dem Reitplatz wirklich "Unsitte" ist. Genauso, ob die 9 Alternativen wirklich "sinnvoll" und gut fürs Pferd sind. Macht man etwas von diesen 9 Punkten, wird man deshalb nicht zum Gutmenschen für sein Pferd, dies wird jedoch so behauptet. Haltung in Boxen bzw kleinen Ausläufen mit keinen bbzw. zu wenig Sozialkontakten wird keineswegs mit einer dieser 10 Sachen wettgemacht.
Silvia (Dienstag, 17 Dezember 2013 10:31)
Ich finde die Argumente sehr gut! Deshalb habe ivh von Natur eher Bewegungsfreudige Pferde. Die sich immer freuen wenn sie mich sehen und auf mich zu galoppiert kommen. Wir laufen oft frei nebeneinander her. Bzw. manchmal auch sie hinter mir. Sie spielen sehr gerne, mit den nötigen Abstand den sie mir immer lassen. Ich signalisiere ihnen deutlich wenn das Spiel zu Ende ist. Dann gibt's Belohnung und es gibt nicht's schöneres zu spüren, wie gerne und vorallem entspannt sie mit laufen. So macht arbeiten Spaß! Für alle.
Janett (Dienstag, 17 Dezember 2013 14:25)
@ Miri und Silvia: Genau das meinte ich, es verstört die Pferde eher als das es etwas bringt und MIT dem Pferd laufen ist prima und macht allen Beteiligten Spaß.
@ Ulrike: Von "Gutmensch" war nie die Rede, und natürlich ersetzt kein sinnvolles Training artgerechte Haltungsbedingungen und Sozialkontakt, das tut Rumscheuchen auf dem Platz aber auch nicht! Dass ich Wert auf artgerechte Haltung lege, habe ich an anderer Stelle bereits kundgetan und ein einzelner Blogartikel ist nunmal kein Buch, in dem alle Themen rund ums Pferd allumfassend behandelt werden können. Dennoch vielen Dank für Deinen Beitrag.
Karin (Dienstag, 17 Dezember 2013 18:08)
Schöner Beitrag! Tolles Foto! Vielen Dank für die super tolle Betreuung der Jungs - sie sehen prächtig aus (mal von der Matschpannade abgesehen ;-)).
Judith (Mittwoch, 18 Dezember 2013 08:17)
Hallo Netti!
Perfekt auf den Punkt gebracht! Meine Kleinen schauen mich auch immer mit großen Augen an, wenn ich sie auf den Reitplatz stelle - und unserer ist wirklich megagroß. Sie bewegen sich auch nur, wenn Frauchen mitgeht. :-)
Danke für den tollen Beitrag!
Heike (Mittwoch, 18 Dezember 2013 12:56)
Super, super, vielen Dank! Du sprichst einem aus der Seele :-)
Katha (Donnerstag, 19 Dezember 2013 07:49)
1. Stress kann ich bei meinem Pferd, welches abschnaubt und schön nach unten streckt in all der Zeit kaum feststellen
2. Ob die Schieflage dann mit Reiter wohl gesünder sei? Schließlich arbeitet man da auch im Galopp auf dem Platz oder reiten alle hier nur Galopp geradeaus im Gelände
3. Gerne lade ich jeden hier ein, wenn ich mein Pferd nach dem Laufenlassen mit der Peitsche an jedem Körperteil streichle
4. Aussacken und Regenschirm kein Problem, das Pferd läuft frei weil ich es mit dem Körper schicke, nicht weil es Angst vor Gegenständen hat
5. Wiederspreche ich total nach 16 gemeinsamen Jahren mit meinem Pferd und mit Laufenlassen
6. Ob er Platz nun durch Freilaufende Pferde oder Reiter die MIT ihrem Pferd FREI laufen ist egal, andere können so oder so nicht mit drauf
7. Dafür gibt es extra Geräte zur Pflege des Platzes!
Machen und machen lassen, ist doch eigentlich ein Grundsatz bei uns im Stall, oder ;-)
Janett (Donnerstag, 19 Dezember 2013 19:05)
Es ist sehr interessant, zu sehen, wer sich den Schuh anzieht, sich sogar persönlich angegriffen fühlt von meiner Meinung über ein allgemeines Thema...
Katha, vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich habe Deine Beziehung zu Deinem Pferd nie in Frage gestellt und auch beim Schreiben des Artikels wirklich nicht an Euch gedacht.
Ich habe noch nie jemandem reingeredet, der mich nicht darum gebeten hatte, obwohl ich schon öfter gewollt hätte. Aber eine andere Meinung haben und diese Meinung in meinem Blog auch von mir geben, werde ich wohl dürfen.
Neben dem Recht auf freie Meinungsäußerung habe ich in meinem Blog netterweise auch das Recht, diffamierende Kommentare zu löschen, so geschehen mit dem von Lisa.
Ich freue mich über sachliche Diskussionen, bitte aber, auf unbegründete persönliche Angriffe zu verzichten.
paty (Freitag, 20 Dezember 2013 01:54)
Also mein grosser ist ein temprament brocken...
Er kannte den reitplatz/halle nur vom training... (beim vorbesitzer)
Viel arbeit und zeit wahren nötig um ihn erstmal von allen ängsten (peitsche,longiergerte, ...)
Zu befreien!
Noch viel mehr zeit ging in den vertrauens aufbau! Stunden lang lag ich einfach im sand oder in der wiese und wartete drauf das er zu mir kommt und mal intresse statt agressionen und panik zeigte...
Klar habe ich ihn am reitplatz laufen lassen naja gelaufen ist er von selbst eh nicht viel...
Momentan habe ich ein für "mich" 100% verlass pferd! Leider mag er keine anderen menschen! (anfangs griff er aus angst menschen angegriffen!!!)
Aber jetzt navh so viel arbeit und mühe würde ich ihn nie scheuchen! Weil ich weiss wie mein pferd in panik situationen reagiert und natürlich währe es ja ein reiner vertrauensbruch!!!
Aber toller beitrag :-)
Hartmut Luther (Freitag, 20 Dezember 2013 19:37)
Prima - das " allgemeine Thema" so anzugehen. Angriffe oder nicht, das muss man aushalten wie in der Politik. Natürlich ist nicht immer alles möglich was sinnvoll ist. Mancher meint es gar gut oder eben "so nicht". Überall herrscht Gedankenlosigkeit. Danke für das Thema und die Anregungen die Du damit gegeben hast. HL
Katja (Montag, 23 Dezember 2013 18:19)
Hallo Jannett,
Danek für Deine Beiträge.
Ich betrachte sie immer als einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, schaue was in mein Konzept und zu meinem Pferd passt und finde immer Ideen die ich ausprobiere. Natürlich gibt es überall Ausnahmen von der Regel, Pferde und Reiter/innen die das alle snicht gur finden - abe für die gibt es mit Sicherheit andere Konzepte und Ideen.
Und das web bietet ja inzwischen so viel, dass jeder sein für sich passendes Konzept finden kann.
DAher: mach weiter so - ich find toll und bin definiv Fan Deiner Seite!!!
Liebe Grüße und schöne Weihnachten, Katja
Paul (Samstag, 28 Dezember 2013 21:58)
Mich verwundert es schon fast, das ihr euch überhaupt noch auf euere Pferde setzt!?
So ein Pferd ist doch eigentlich von Natur aus nicht zum reiten geschaffen!
Mit eueren Öko-Methoden werdet ihr ausser spazieren und bisschen herumspielen nicht weit kommen!
Janett (Sonntag, 29 Dezember 2013 08:45)
@ Paty: genau das meine ich. Man sollte sich für vertrauensbildende Maßnahmen entscheiden.
@ Katja: Danke für's Mitlesen, ich freue mich, dass Dir die Seite gefällt.
@ Paul: Das kommt ganz darauf an, wo wir hinwollen...
Janett (Samstag, 11 Januar 2014 08:51)
Da der Artikel offenbar stellenweise mißverstanden wurde:
Ich habe nichts gegen freilaufende Pferde auf dem Reitplatz, sondern gegen das Rumscheuchen der Pferde mit irgendwelchen Hilfsmitteln wie Peitschen, Tüten und Regenschirmen, um Ihnen "Bewegung zu verschaffen".
Karin (Montag, 13 Januar 2014 04:25)
@Paul:
Ja, ich gebe Dir Recht, Pferde sind im Prinzip nicht zum Reiten geschaffen!
Insofern ist es um so wichtiger, alles Erdenkliche dazu beizutragen, einem Pferd zu ermöglichen, einen Reiter zu tragen, um z. B. Rückenprobleme und Trageerschöpfung zu vermeiden. Ein vielfältiges und abwechslungsreiches, dem Pferd angepasstes Training, mit z. B. Bodenarbeit, Gymnastizierung, Ausreiten und Platzarbeit, GHP und eine vor allen Dingen möglichst artgerechte Haltung und Ernährung sollte man dabei genaus so wenig vergessen werden, wie passende Sättel und geeignetes anderes Zubehör und eine zum Pferd passende Hufbearbeitung. Die Summe vieler Einzelteile ergibt eben, wie bei einem Puzzle, das Gesamte und damit meist auch den Erfolg - egal bei welcher Reitweise und wohin man möchte....
Hannah (Freitag, 12 Dezember 2014 14:02)
Man kann auch alles aus Prinzip verteufeln!
Es ist nicht unbedingt schlecht, wenn das Pferd frei läuft, wenn man das "laufen lassen" richtig gestaltet! Natürlich soll man sein Pferd nicht durch die Gegend "jagen". Man kann seinem Pferd aber auch beibringen, auf Gesten und Stimme die Gangart und/oder das Tempo zu wechseln. Ich lasse meine Reitbeteiligung ein paar mal im Monat im Roundpen frei laufen. Die meiste Zeit möchte Sie dort selbst Bocken und ihre überschüssige Energie rauslassen und wenn sie damit fertig ist, kann man durchaus auch mit ihr arbeiten und das völlig ohne Longe und Strick oder Ähnliches.
Die hat daran immer eindeutig Spaß und es ist in meinen Augen doch sehr sinnvoll, dass sie sich auch mal ohne Reiter austoben darf.
Janett (Samstag, 13 Dezember 2014 08:54)
Liebe Hannah,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Wenn ich meinen Text lese, habe ich ein genaues Bild vor Augen von dem, was ich meine. Offenbar wird es von anderen nicht so verstanden.
Ich habe nichts dagegen, ein Pferd, dass sich gerade mal ausbocken muss, frei laufen zu lassen, bis es sich ausgebockt hat. Das dauert bei meinem Pferd maximal 3 Runden, dann wird es langweilig und sie kommt zu mir oder stellt sich an den Zaun und glotzt. Das ist dann der Moment, in dem das Laufenlassen auch schon wieder zuende ist.
Die Lust des Pferdes auf Rumrennen und Bocken hängt natürlich auch etwas von den Haltungsbedingungen ab. Wenn ein Pferd artgerecht in der Gruppe auf genügend Fläche, sei es Weide oder Paddock, gehalten wird, hat es meiner Meinung nach ausreichend Gelegenheit, sich zu bewegen, wie es möchte, "auch mal ohne Reiter austoben", wie Du schreibst. Bei einem in der Box gehaltenen Pferd sieht das natürlich ganz anders aus, aber auch das würde ich nicht scheuchen, sondern versuchen, die überschüssige Energie anderweitig in sinnvolle Bahnen zu lenken.
Und ja, Freiarbeit gibt's auch. Das ist auch eine sehr schöne Sache. Wenn man es richtig macht.
Einfach das Pferd im Roundpen außen herum laufen lassen, ist in meinen Augen keine Freiarbeit, denn weglaufen kann es ja nicht, aber biegen und auf die Zirkellinie einstellen wird es sich in den meisten Fällen auch nicht. Vielmehr wird es, um sich auszubalancieren, Hals und Kopf nach außen halten und auf der inneren Schulter um die Dauerkurve schrammen.
Wenn Du es schaffst, dass Dein Pferd sich dabei korrekt stellt und biegt, dann sind Tempo- und Gangartenwechsel durch Körpersprache schonmal ein guter Anfang.
Maren (Sonntag, 11 Januar 2015 12:11)
Ich möchte gerne wissen, wie es ist, wenn die Sattellage entzündet ist, die Hufe das Longieren für Wochen nicht gestatten, ich sie nicht reiten kann???? Schon nach zwei Tagen Bodenarbeit und Spazierengehen wird sie nervös und unausgelastet. Das Laufenlassen ist die einzige Möglichkeit, dass sie ihre Energie los wird. Wie sieht also die Alternative bei zweimonatiger Reit- und Logierpause aus? Da bin ich jetzt sehr neugierig auf eine Antwort.
Janett (Montag, 12 Januar 2015 07:06)
Liebe Maren,
vielen Dank für Deinen Beitrag.
Was, um Himmels willen, ist denn mit dem armen Pferd passiert, dass es sich in einem derart desolaten Zustand befindet?
Ich würde dem Pferd neben der Therapie erstmal eine Erholungspause auf der Weide in der (hoffentlich) gewohnten Herde gönnen und die Kraftfutterration dem anpassen, bis die Hufe wieder einigermaßen ok sind. Und dann langsam wieder anfangen.
Rumscheuchen ist für die Hufe sicher nicht besser als Longieren.
Im Übrigen weiß ich ja nicht, was Du an Bodenarbeit machst, dass das Pferd nicht ausgelastet ist. Da gibt es durchaus Übungen, die mehr den Kopf als den Körper anstrengen und damit mehr Energie verbrauchen als Bewegung.
Alles Gute für das Pferd!
Karin (Dienstag, 13 Januar 2015 13:50)
Hallo Maren, bevor ich irgendwelche Tipps geben möchte, würden mich zwei Dinge interessieren: 1. Wie kommt es denn zu der entzündeten Sattellage? 2. Was ist mit den Hufen genau? Da ich ganzheitlich therapiere (Pferdeosteopathie und Huforthopädie, mehr auf meiner HP) wäre es enorm wichtig zu wissen, was genau vorliegt (Befund/Diagnose) und dann könnte man bestimmt auch Tipps zusammen stellen, die deinem Pferd helfen können und es auch mental sowie physisch auslasten. Darfst gerne auch PN schreiben. LG Karin
Janine (Mittwoch, 04 Oktober 2017 12:45)
Hallo,
wie gestaltest du ein Freispringen-Training?
Janett (Mittwoch, 04 Oktober 2017 15:20)
Hallo Janine,
Freispringen in dem Sinne mache ich aus drei Gründen eher nicht:
1. Meine Haflingerin hatte eine Sehnenverletzung an einem Vorderbein, daher bin ich mit Springen allgemein eher zurückhaltend,
2. die Reithalle ist dazu etwas zu klein,
3. der Reitplatz ist nicht eingezäunt.
Stattdessen mache ich Stangen- und Cavaletti-Training an der Longe, dabei kann ich das Pferd erst dazu bringen, dass es schön läuft und dann die Anforderungen steigern durch mehr oder weniger hohe Stangen und Kombinationen steigern.
Wenn Du dazu noch Fragen hast, beantworte ich sie gerne.
Cosima (Sonntag, 28 Januar 2018 22:13)
Hallo Janett,
Ich finde den Beitrag an sich toll, ich habe nur das Problem, dass mein Pferd zum Beispiel von einer Longe nichts hält, spätestens im Galopp dreht er sich und rennt weg... Kannst du mir vielleicht irgendwelche Tipps geben, wie ich das ändern könnte... Solange heißt es auch öfter mal laufen lassen, damit er sich mal austoben kann... Denn leider ist Weide bzw. Paddock für ihn auch nicht drin... Aber das ist ein anderes Thema...
Janett (Montag, 29 Januar 2018 06:56)
Hallo Cosima,
vielen Dank für Deinen Beitrag.
Für viele Pferde ist Galopp an der Longe eine ordentliche Herausforderung. Galopp an sich kostet schon recht viel Kraft, die vielen Pferden fehlt. Die rennen dann eher, als dass sie sich tragen. Das Ganze auch noch auf den Zirkel braucht auch noch Balance und Koordination, die ebenfalls oft nicht ausreichen. Kommt dann noch zuviel "Temperament" durch zu wenig Bewegung dazu, kann es schon vorkommen, dass das Pferd darauf keine Lust hat, weil es anstrengend wird. Durch sinnvolles Training kann man durchaus auch den Galopp an der Longe erarbeiten, dazu übt man aber erstmal nicht Galoppieren, sondern kümmert sich um Kraft, Koordination und Balance.
Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, ein Pferd mal frei laufen zu lassen, wenn es sein Mütchen kühlen muss. Dann lasse ich es frei und warte, bis es fertig ist und wieder mitmachen kann/will.
Mir ging es in dem Artikel darum, dass Pferde mit einer Rascheltüte an einer Gerte auf einem viel zu kleinen Reitplatz herumgescheucht werden. Dabei rennen sie in hohem Tempo und Schieflage ständig durch Ecken, das geht unnötig auf Sehnen und Gelenke.
Wenn Du Trainingstipps brauchst, melde Dich einfach!
Guido Quindeau (Dienstag, 07 Dezember 2021 08:11)
Hallo Janett, wir finden Deine Vorschläge, wie man sein Pferd mit Herz, Gefühl und Verstand richtig anleitet und behandelt, sehr gut und richtig! Wir werden es bei unserem Traber Wallach auch machen (er ist ca. 10 Jahre alt und ein Temperament Bolzen, aber charakterlich ein ganz lieber Kerl!).
Ganz wichtig ist erstmal, Vertrauen aufzubauen, Ihn anleiten und Ihn geistig zu fördern, sei es auch nur z.B. brav nebenher zu laufen! Dann kann man Ihm, Schritt für Schritt, mehr beibringen und Ihn fördern. Natürlich soll er sich auch mal austoben, z.B. in der Halle ein wenig rennen, denn er ist wie gesagt, ein sehr temperamentvolles Pferd (hat fast 10 Jahre nur Trabrennen gelaufen und ist sogar Champion).
Wir werden mit Ihm wohl noch Longieren üben und über kleine Hindernisse laufen, aber er muss keine Kunststücke machen, er darf bei uns einfach PFERD SEIN! In naher Zukunft, wollen wir auf Ihm reiten und dabei endgültig gegenseitiges Vertrauen finden!���
Vielen Dank für Deine guten Tipps und ganz herzliche Grüße, Guido und Jasmin.���
Melina (Dienstag, 13 Dezember 2022 22:52)
Hallo Leute, ich habe den Beitrag heute erst entdeckt, aber er ist absolut aktuell.
Frei laufen lassen in Halle oder auf umzäuntem Reitplatz ist schon begrifflich meist unzutreffend, da das Pferd eben nicht f r e i läuft, sondern "bewegt" wird. Das läuft dann doch auf ein gewisses Scheuchen hinaus, wo viele Besis noch stolz sind, wenn das Pferd
"Reaktionen" zeigt, die beim Reiten wiederum unerwünscht sind. Und der Gesundheit sind diese angeblich zum Wohle des Pferdes gedachten Maßnahmen immens abträglich. Was lernt das Pferd? Im besten Fall: OK, ich soll hier bisschen rumlaufen. Im schlechten Fall: Mir macht das Druck oder Angst, deshalb renn ich. In beiden Fällen läuft das Pferd über die Schulter durch die Wendungen, meist mit Unterhals, oft in Schieflage, die Beine werden zur Stabilisation in den Boden "gerammt" usw. Und mal ehrlich, wer lässt bei dieser Art des Pferdebewegens das Pferd zu Beginn lang genug im Schritt sich aufwärmen? Leider können nur weinige Besis ihre Pferde r i c h t i g longieren. Das wäre nämlich die gute Alternative, in der das Pferd gymnastiziert werden kann und lernt, seinen Körper physiologisch zu bewegen. Und nebenbei Aufmerksamkeit, Kooperation und Disziplin geschult wird. Durch sinnvolles Longieren wird die natürliche Schiefe behoben; Takt, Losgelassenheit und Schwung gefördert und Muskulatur ausgebildet. Galopp an der Longe darf erst gefordert werden, wenn das Pferd sich schon tragen kann, sonst macht man das Erreichte zunichte. Das ist beim Freilauf genauso. Das Pferd hebt sich raus, macht sich fest, rennt auf der Vorhand usw. Longieren ist aber nicht das "Verschnüren" und "Rumschleudern" des Pferdes auf der ewigen Kreislinie, am besten noch mit Longe im Gebissring, sondern ein pferdefreundliches Arbeiten mit Kappzaum und begleitender Longen- und Wegeführung. Gibt paar gute Videos bei YT unter der Rubrik Longieren am Kappzaum und abwechslungsreiches Longentraining. Und wichtig: Rumgefuchtel mit der Peitsche oder Knallen und Zischen mit dem Schlag gehören nicht zum guten Longieren. Körpersprache mit feinsten Signalen kann und muss man lernen. Dann kann man ein schon gut ausgebildetes Pferd auch mal im Freilauf durch die Halle schicken :)